Marmeladen

Gelegentlich überkommt mich eine derart ausgeprägte Backphase, dass meine Männer mit dem Kuchenessen gar nicht nachkommen können. Auch die Gefrierfächer sind alle ausgelastet. Also habe ich ein altes Hobby wieder aufleben lassen – ich koche Marmelade. Und da mir Erdbeermarmelade einfach auf Dauer zu fad ist, habe ich angefangen, andere Varianten zu erfinden, die man so vermutlich nicht kaufen kann.

Auf die Weise haben wir außer den üblichen Sorten (Kirsche, alle möglichen Beeren, einzeln oder gemischt, gerne verfeinert mit etwas Cognac oder Likör) jetzt auch Geschmacksrichtungen wie Birne-Mandel, Weiße Traube und Apfel-Zimt. Melone-Vanille kam nicht so gut an, Melone-Nektarine dafür umso besser. Wegen meines Exotikmixes (Ananas, Mango, Pfirsich, Banane) hat sogar mein Vater eine Ausnahme gemacht und Marmelade zum Frühstück gegessen. Achja – Erdbeermarmelade kann man prima aufpeppen mit ein paar klein gehackten Minzblättern (nach dem Kochvorgang zugeben).

Besonders gut geschmeckt hat allen mein Waldmeistergelee:

1 Bund Waldmeister
1 l weißen Traubensaft (oder je ½ l Weißwein und weißen Traubensaft)
1.250 g Gelierzucker

Den Waldmeister waschen und trocken tupfen. Die Blätter zupfe ich ab und zerdrücke sie etwas mit dem Mörser. Dann über Nacht mit einem halben Liter Flüssigkeit im verschlossenen Behälter ziehen lassen (bei der Variante mit dem Weißwein nehme ich hierfür den Wein). Die Flüssigkeit dann filtern, auf einen Liter auffüllen und mit dem Gelierzucker zusammen in einen großen Topf geben. Das Gelee dann nach der Anleitung auf der Gelierzuckerpackung zubereiten und in die Gläser füllen.

Im Winter ist das so eine Sache mit frischem Obst, da müssen dann die tiefgekühlten Beeren aus der Sommerernte im eigenen Garten herhalten. Oder ich greife alternativ zu Möhren: Äpfel und Möhren im Verhältnis 7:3 putzen und in grobe Stücke schneiden, mit etwas Wasser und Zitronensaft 20 Minuten dünsten; 950 g abwiegen, 50 g Kokosflocken dazu, pürieren und abkühlen lassen. Dann wie gewohnt mit Gelierzucker 2:1 zu Marmelade weiterverarbeiten. Ich bin nicht so der Karotte-in-Süßspeisen-Fan, diese Marmelade überzeugt mich aber. Der Möhrengeschmack kommt nur ganz dezent durch.

Ebenfalls aus dem Wintersortiment ist die Bratapfelkonfitüre aus kleingeschnittenen Äpfeln, gehobelten, in der Pfanne gerösteten Mandeln, Zimt, Zitronensaft und in Rum eingelegten Rosinen. Tip: Ich empfehle, die Äpfel nicht nur kleinzuschneiden, sondern auch etwas zu pürieren. Es besteht sonst sehr schnell die Gefahr, dass die Masse im Topf anbrennt – zu wenig Flüssigkeit.

Wer es nicht ganz so süß mag – Gelee kommt auch gut mit pikanter Note. Angeregt durch eine wirklich gute Käseplatte in einem von uns ausprobierten Wellnesshotel habe ich mich mal selber an die Herstellung eines Traubengelees mit Chili gemacht: 1 l reiner Fruchtsaft, Saft einer Zitrone, ca. 580 g Gelierzucker 2:1 und frisch geriebene Chiliflocken nach Geschmack (wer es schärfer mag, nimmt halt mehr). Gibt der genannten Käseplatte den richtigen Pfiff.

Anfang des Jahres sind Grapefruits preiswert – hier eine eher ungewöhnliche Marmeladenkreation: Grapefruit mit rotem Pfeffer. Die Zutaten sind 900ml frisch gepresster Grapefruitsaft (ca. 5 oder 6 Grapefruits), 2 Esslöffel rote Pfefferkörner (etwas zerdrücken), 2 Esslöffel Rosenwasser, 500g Gelierzucker 2:1. Das Urteil der Testesser reicht von „interessant“ bis zu „ist mal etwas anderes“, fällt aber durchweg positiv aus.

Inzwischen habe ich mit meinem Marmeladenwahn auch andere Familienmitglieder infiziert. Dauerbrenner in der ewigen Hitliste ist die Sorte „Kürbis Colada“, die meine Mutter eingekocht hat. Seit einigen Jahren sind Kürbisse auf dem Vormarsch, sie werden nicht mehr nur als Halloweendekoration missbraucht. Neben diversen köstlichen Suppenvariationen kann man sie auch sehr gut zu Marmelade verarbeiten – z. B., wenn man unvermutet ein riesiges „Kürbisgeschenk“ vor der Haustür findet (vielen Dank an den edlen Spender!) und den Kürbis haltbar machen muss. Hier zwei gelungene Sorten:

Die frische Variante:
400 g Äpfel und 600 g Kürbisfleisch klein schneiden und etwas pürieren. Mit dem Saft einer Orange, 125 ml Weißwein und 500 g Gelierzucker 2:1 etwas ziehen lassen. Dann nach der Anleitung auf der Gelierzuckerpackung kochen und in Gläser füllen.

Die exotische Variante:
800 g Kürbisfleisch und 550g Äpfel klein schneiden, mit 350 ml Weißwein aufkochen und etwa 20 Minuten leicht köcheln lassen. Pürieren. 1 Beutel Orangeback, etwas geriebenen Ingwer und 850 g Gelierzucker (2:1) hinzugeben und noch 10 Minuten weiterkochen. Dabei immer wieder mal umrühren, es setzt sich sonst ab. Nach dem Kochen dann mit Gewürzen verfeinern – je 1 halber Teelöffel Nelken, Zimt und Piment machen das Ganze zu einer wirkliche leckeren, exotischen Marmelade.

Übrigens kann man Kürbis auch im Schokokuchen verarbeiten, macht ihn sehr saftig. Siehe dazu das Rezept unter „Schokoladenkuchen“.

Ich habe lange Zeit für fast alle Marmeladen den Gelierzucker 2:1 verwendet. Die hier angegebenen Rezepte basieren darauf. Mittlerweile nehme ich in der Regel die Variation 3:1, das ist dann weniger süß. Wer es noch süßer mag nimmt 1:1. Ist aber natürlich Geschmackssache, die Grammangaben dann bitte umrechnen.