Mittwoch – Grasmere

Heute geht es nun endlich mitten hinein in den Lake District, wir haben uns eine Wanderung um den Grasmere-See ausgesucht. Das Navi will uns außen herum dirigieren, aber Gernot stellt sich der Herausforderung des direkten Weges, und das bedeutet Hardknottpass und Wrynosepass. Eine Strecke für hartgesottene Fahrer ohne Nerven. 30% Steigung mit Serpentinen auf einer single track road und Gegenverkehr. Himmel hilf! Mir ist schlecht, das arme kleine Auto schafft diese Steigung kaum geradeaus mit Anlauf zum Schwung holen, aber in der Kehre aus dem Stand heraus? Ich würde am liebsten anschieben, der Motor jault, es riecht brenzlig.

Als wir die erste Passhöhe erreicht haben brauchen wir alle drei erstmal eine Pause. Spätestens seit wir seitlich links kurz von der Teerdecke in ein tiefes Loch gerutscht sind und steckenzubleiben drohten zittern mir die Hände. Am liebsten würde ich zu Fuß vorausgehen, aber dafür ist der Weg dann doch zu weit. Wenigstens haben wir hier oben jetzt endlich mal die Gelegenheit, uns umzuschauen. Schon schön hier!

Die Abfahrt vom ersten Pass und die Überquerung des zweiten sind nicht mehr ganz so schlimm. Wir haben Glück und erwischen eine Phase mit weniger Gegenverkehr. Manche der Fahrer auf dieser Touristenroute hätten doch lieber darauf verzichten sollen; wenn man sie passieren muss bleiben sie einfach stehen anstatt vorsichtig weiter zu rangieren. Bloß keine Kratzer in den Lack! Aber hey, wir können uns auch nicht in Luft auflösen! Gut, dass unser Autochen so klein ist.

Auf den Passstraßen hat man wenigstens den Vorteil, schon weit voraus sehen zu können, ob ein Fahrzeug entgegenkommt. Auf den schmalen Wegen am Anfang und am Ende dieser Strecke geht das nicht – hohe Mauern und Hecken versperren die Sicht gründlich.

Nach einer Mittagsrast in Little Langdale wollen wir weiter, schaffen es aber nicht mal um die erste Kurve. Hier kommen immer wieder Autos so zügig an, dass uns wiederholt nichts anderes übrigbleibt als in die Parkplatzeinfahrt zurückzusetzen. Tut das gut, als wir endlich eine breitere Straße erreichen, teilweise sogar mit aufgemalter Mittellinie.

So gegen dreizehn Uhr erreichen wir unser Tagesziel, Grasmere. Um kurz vor zwei starten wir endlich unseren Seerundgang – so lange hat es gedauert, eine Abstellmöglichkeit für den Wagen zu ergattern.

Es ist jetzt nicht so, dass Grasmere irre groß wäre, es ist einfach total überlaufen. Die beiden öffentlichen pay-and-display Parkplätze sind rappelvoll. Wir versuchen es auf einem Hotelparkplatz, werden aber höflich wieder hinauskomplementiert. Auch der nächste Versuch bei einem Imbiss ist vergeblich, „please don’t park and walk“, kann man ja auch verstehen. Immerhin bietet das Daffodil Tagesausflüglern die Möglichkeit, das Auto bis 16 Uhr auf dem hoteleigenen Parkplatz zu deponieren, mit fünf Pfund sind wir dabei. Macht gerade noch zwei Stunden für unsere Wanderung – gehen wir halt etwas zügiger.

Trotzdem, der Stress hat sich gelohnt, hier ist es wundervoll! Die Sicht über den See auf die Berge ist grandios. Für die Rückfahrt entscheiden wir uns dann doch für die längere Route oben herum über Keswick, aber so kann ich die phantastische Aussicht noch ein bisschen länger genießen.