Sonntag – Llangybi

Nach der langen Fahrerei gestern hat unser Auto heute einen Tag Pause. Wir erkunden die nähere Umgebung erst einmal zu Fuß. Gleich unterhalb der alten Kirche von Llangybi gibt es eine Quelle, St. Cybis Well, die vor langer Zeit Ziel vieler Pilger war. Es ist ein wirklich idyllisch gelegener Ort. Es stehen zwar nur noch Ruinen, das Wasser soll aber sehr süß schmecken - wenn man der netten Australierin im Haupthaus von Mur Crusto Glauben schenken darf, die gerade mit ihrem Mann die Farm hütet, weil unsere eigentlichen Vermieter auf Treckingtour in Schottland unterwegs sind. Uns sieht der kleine Bach nicht sehr vertrauenerweckend aus, wir verzichten lieber auf eine Geschmacksprobe.

Der gemütliche Spaziergang zur Quelle dauert von Gwyndy aus nur 20 Minuten. Wir beschließen spontan, den dahinter unauffällig ausgeschilderten Pfad den Hügel hinauf zu steigen für eine schöne Aussicht über das ganze Tal. Junge, Junge, das geht wirklich steil rauf, und matschig noch dazu. Dafür kommen wir auf einer zauberhaften Lichtung heraus, dicht mit frischem Gras bewachsen, ein Baumstamm liegt quer über dem Weg. Man kann noch die Überreste alter Gemäuer erkennen, die Lichtung scheint vor Jahrhunderten bewohnt gewesen zu sein.

Von der angrenzenden Weide hat man wirklich eine wunderbare Aussicht. Aber nachdem wir schon einmal so weit gekommen sind und mit der Erfahrung des bezwungenen Mynydd Carningli im Hinterkopf wollen wir jetzt auch ganz nach oben. Ein Weg ist beim besten Willen nicht zu erkennen, wir richten uns immer nach dem Durchbruch in der nächsthöher gelegenen Mauer und folgen der sich vage abzeichnenden Doppelspur des letzten Quads, mit dem hier ein Bauer hochgebrettert sein muss.

Auf der Spitze der Anhöhe sind noch die Überreste einer prähistorischen Bebauung zu erkennen. Jetzt haben wir auch den kompletten Rundumblick, nach Süden aufs Meer und die walisische Küste, nach Westen auf die Halbinsel mit den vorgelagerten Inseln, nach Norden und Westen auf die Berge Snowdonias.

Als wir ins Cottage zurückkommen ist die Schafschur in vollem Gange. Wir dürfen uns alles aus der Nähe anschauen und die netten Herren mit dummen Fragen löchern. Sieht irgendwie nicht so sanft und einfach aus wie die Show in Rotorua, dafür aber viel schweißtreibender. Einer der Schafscherer ist tatsächlich auch Saisonarbeiter aus Neuseeland. Ein armes Schaf hat blutige Stellen, da durfte wohl der Lehrling mal ran.