Mittwoch – Newport und Mynydd Carningli

Eigentlich war der heutige Tag für einen Ausflug in die Eisenzeit vorgesehen. In den Preseli Hills gibt es eine Reihe interessanter Ziele, Steinkreise oder eine nachgestellte Siedlung. Irgendwie haben wir dann aber doch keine Lust auf die mühsame Fahrerei, wir bleiben in Newport hängen.

Newport liegt an der Küste, mitten im Nationalpark Mynydd Preseli, und ist als Ausgangspunkt für diverse Wanderungen zu empfehlen. Man kommt von hier aus auf den Pembrokeshire Coast Path oder kann am Fluss Nevern entlangspazieren. Außerdem gibt es ein Hünengrab zu besichtigen, Carreg Coetan genannt. So einfach ist das Grab nicht zu finden, wir laufen erst einen Umweg. Als wir endlich ankommen, verstehen wir, wieso unser Reiseführer in diesem Zusammenhang von „putzig“ spricht. Carreg Coetan ist mehr ein Grabkämmerchen. War vermutlich nur ein kleiner Hüne.

Anschließend entscheiden wir uns ganz mutig für eine Wanderung hinauf in die Heide, wir wollen den Mynydd Carningli besteigen, einen erloschenen Vulkan. Mutig für mich, ich habe so meine Schwierigkeiten mit dem bergauf Gehen. Wir folgen wieder einem Tipp aus unserem Reiseführer und nehmen die westlich der Burg die in die Hügel hinaufführende, schmale Mill Lane. Der Weg verläuft zunächst durch Wald, dann lassen wir die Bäume unter uns. Häuser gibt es soweit oberhalb des Ortes nur noch vereinzelt, beim letzten Cottage endet auch die „Straße“.

Hier gibt es keine Wegweiser mehr. Wir sehen zwar die Felsen, zu denen wir wollen, weit über uns, und manchmal zeichnet sich auch eine menschliche Silhouette auf der Spitze ab. Offensichtlich gibt es also einen Weg nach oben, nur leider keinen guten von dieser Seite aus. Wir kämpfen uns kreuz und quer durch die Heide. Manchmal meinen wir, Fragmente eines Pfades erkennen zu können, landen dann aber jedes Mal auf einem von Schafen gelaufenen Trampelpfad, der sich irgendwann in der Vegetation verläuft. Oder im Sumpf.

An einer kleinen Herde Wildpferde vorbei und einen trockenen Bachlauf hoch erreichen wir schließlich die dicken Felsen auf dem Grat von Mynydd Carningli. Jetzt bin ich schon so weit gekommen, jetzt schaffe ich den Rest auch noch. Yieppieh!

Von oben hat man eine fantastische Aussicht in die Runde und erstaunlich guten Handyempfang. Ich rufe meinen Sohn daheim in Deutschland an, um ihm live vom Ort des Geschehens von meiner Heldentat zu berichten. Seine Begeisterung hält sich in Grenzen. Verstehe ich gar nicht.
 
Wir haben nur einen kurzen Moment allein auf der Spitze, plötzlich tauchen hinter uns zwei Wanderer auf. Sie sind von der anderen Seite aufgestiegen, da gibt es ja einen Weg. Der Abstieg geht zügiger. Man kann von oben besser planen, welchen Schafspfad man nimmt, und außerdem wissen wir jetzt schon, wo sumpfige Stellen besser zu vermeiden sind.

Zurück in Newport belohnen wir uns mit einem Imbiss. Ich versuche den Welsh Cawl, einen köstlichen Eintopf, Gernot entscheidet sich für einen typisch walisischen Greek Salad. Naja. Brot und Käse dazu sind aber köstlich.

Abends merke ich dann, wie mir die Sonne Kopf und Nacken verbrannt hat. Durch Wolken und Wind unterschätzt man die Gefahr. Morgen setze ich auf jeden Fall meinen Hut auf, es soll nämlich sonnig werden.