Mangonui

Waschtag! Nach einem Tag mit langen Autofahrten schalten wir heute einen Gang zurück. Ich beschließe am Vormittag, die Waschmaschine zu starten. Leider ist die Maschine genauso vom Wasserdruck abhängig wie die Dusche – und da ist nun mal kaum Druck. Ich muss unzählige Ladungen Wasser mit dem Wasserkocher manuell zufügen, um überhaupt einen nennenswerten Pegelstand zu erreichen. So intensiv habe ich noch keine Wäscheladung beobachtet, ich traue mich kaum aus dem Raum. Mit dem gefüllten Wasserkocher bewaffnet warte ich auf jede Gelegenheit, nachzuschütten.

Nach einer Stunde ist es vollbracht – und jetzt: Wohin mit der Wäsche? Im Abstellraum finde ich ein Seil und binde es um drei Terrassenpfosten, Wäscheklammern hängen neben der Waschmaschine. Ich bin richtig stolz auf mein Improvisationstalent. Als wir später zu einer Wanderung aufbrechen und ich von der Einfahrt auf das Haus hinunterschaue sehe ich die Wäschespinne im Vorgarten.

Zu Fuß geht es in den Nachbarort Mangonui. Die kleine Ortschaft gefällt mir sehr gut, endlich mal ein nennenswertes Zentrum mit einigen Shops zum Bummeln und Restaurants. In der „War Memorial Hall“ findet heute ein Markt statt, von einem kleinen Tisch mit Tüten voller Tomaten und Rucola abgesehen sind aber sonst nur selbstgemachte Handarbeiten im Angebot. Ich erstehe bei einer netten älteren Lady einen schönen Schal für meine Mutter zu Weihnachten. Die Dame identifiziert mich sofort als Ausländer, tippt aber auf Australier. So schlecht scheint mein Englisch nicht zu sein!

Um den Ort attraktiver für Touristen zu gestalten hat man einen „heritage trail“ angelegt, der an den historisch bedeutenden Gebäuden vorbeiführt. Mangonui hat seine Karriere irgendwann als Walfanghafen begonnen. Wirklich alte Gebäude sieht man aber kaum noch, eher Hinweise darauf, wo mal welche gestanden haben. Trotzdem ist es ein sehr schöner Rundweg, den ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

Unterwegs können wir zwei weitere Vögel unserer Liste hinzufügen. Wir sehen tatsächlich auf einer Stromleitung einen Kingfisher sitzen, und auf den Felsen in der Bucht stehen mehrere Pied Shag („Karuhiruhi“), eine Kormoranart, mit zum Trocknen ausgebreiteten Flügeln. Es ist schon erstaunlich: Hier sehen wir Vögel viel bewusster. Daheim achtet man kaum darauf, und wenn man welche sieht, weiß man oft gar nicht, sie mit Namen zu benennen.

Der Rest des Tages vergeht mit Lesen. Gernot und ich kuscheln uns mit unseren E-Books in die gemütliche Sitzecke und kichern abwechselnd über den „100jährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand“.

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