Samstag – Von West nach Ost

Auf geht es zum nächsten Ziel. Schade, dass schon eine Woche Urlaub wieder vorbei ist, die Zeit rennt. Auf der anderen Seite sind wir aber ganz froh, eine neue Unterkunft ansteuern zu können, der unangenehme Geruch hat zuletzt doch sehr gestört. Zwar ist der Himmel immer noch bedeckt, aber wenigstens hat der Dauerregen aufgehört. Wir haben, je nach Route, so zwischen fünf und sechs Stunden Fahrt vor uns – das fehlte gerade noch, die ganze Zeit mit Scheibenwischern!

Das Navi dirigiert uns die südliche Strecke um den Lake District herum, dieselbe Route wie auf der Hinfahrt. Erst auf der anderen Seite des Naturschutzgebietes gibt es wieder ein reichhaltigeres Straßennetz. Ich will nicht sagen „besser ausgebaut“, die engen Straßen können auch hier recht abenteuerlich sein. Wir hatten uns noch nicht endgültig für eine bestimmte Route entschieden, wollten das abhängig machen vom Wetter, vom grundsätzlichen Vorankommen usw.

Sobald wir den Großraum Lake District hinter uns haben wird das Wetter sukzessive besser, das rechtfertigt die landschaftlich romantische Route durch die Yorkshire Dales, auf der kleinen B6255 von Ingleton nach Hawes, und dann weiter ostwärts auf Leyburn und Bedale zu. Ein nördlicher Bogen über Middlesborough führt uns an Whitby vorbei bis nach Harwood Dale ca. sechs Meilen nördlich von Scarborough etwas im Inland gelegen.

Einen wichtigen Fotostopp machen wir am Ribblehead Viaduct. Hey, das ist doch die Originalbrücke aus den Harry-Potter-Filmen! (Stimmt gar nicht, das Original ist noch weiter nördlich. Haben wir aber erst hinterher erfahren.) Komisch, dass außer uns niemand hält. Beim Wendemanöver kommt Gernot mit den Vorderrädern von der Teerdecke ab und einen Moment sieht es so aus, als sollten wir uns festgefahren haben. Gerade, als ich aussteigen will, um anzuschieben, kommen wir frei – mit Matschspritzern auf dem ganzen Auto – ach je! Aber immer noch besser so, ich sah mich schon in das Schlammloch steigen. Übrigens gab es drei Kurven weiter hinter einer Unterführung auf der anderen Seite des Viadukt einen riesigen Parkplatz mit Hotel und Pub. Hier hat es dann gewimmelt von Leuten, hätte ich mir ja denken können.

In Hawes machen wir Mittagspause, und außer uns noch alle anderen, die heute in der Gegend unterwegs sind. Hawes ist die einzige nennenswerte Ortschaft mit ein bisschen Infrastruktur im Umkreis von 17 Meilen. Und offensichtlich Telefonverbindung, in der Ortsmitte stehen sie alle mit ihren Handys! Wir gönnen uns unsere Ration fish und chips, einmal im GB-Urlaub muss das sein.

Gegen 16 Uhr kommen wir in Harwood Dale an. Das Curly Tale Cottage ist offenbar eine alte Scheune, die man einer neuen Bestimmung zugeführt hat. Toll renoviert, da hatte jemand Ahnung von seinem Job. Viel Platz bietet die Unterkunft nicht, es reicht aber für uns beide. Die Eingangstür führt direkt in einen kleinen Wohn-Essbereich; zur einen Seite davon liegt das Schlafzimmer, zur anderen ein winzig kleines Bad und eine kleine Küche. Wir sind begeistert, alles ist noch relativ neu, kein Gestank, ich muss nicht mehr die steile Treppe rauf und runter, Stellplatz direkt vorm Haus – hier halten wir es aus.

Die Landschaft hier ist anders. Unsere Fenster schauen auf die grünen Hügel des North York Moors. Wo die landwirtschaftlich genutzten Flächen aufhören fängt die Heide an zu blühen. Und wie herrlich das leuchtet in der Sonne! In der Tat, das Wetter auf der Ostseite ist entschieden besser. Vorsichtiger Optimismus kommt auf. Schauen wir mal morgen…