Nach nur drei Nächten verlassen wir diese heimelige Stätte schon wieder, nach einem letzten „continental breakfast“ verabschieden wir uns von Jane und versprechen ihr, beim nächsten Trip nach Te Anau auf jeden Fall wieder bei ihr zu logieren. Der Abschied fällt ein bisschen schwer, heute haben wir nämlich wieder Sonnenschein.
Laut Google Maps benötigt man für die geplante Strecke etwa drei Stunden, darum beeilen wir uns diesmal nicht mit der Abreise. Gernot entscheidet sich dann aber kurzfristig für die Route an der Südküste entlang über Invercargill. Die dauert zwar länger, aber, wie gesagt: Der Weg ist das Ziel. Wir streifen kurz die „Totensümpfe“ und den „Anduin“. Diese „Southern Scenic Route“ genannte Straße ist der bisher einsamste Streckenabschnitt unserer langen Reise. Über viele Kilometer sehen wir kein anderes Auto. Hinter einer Biegung sitzt ein Raubvogel direkt am Straßenrand und fliegt auf, als er uns um die Kurve kommen sieht, natürlich genau auf uns zu. Nur eine Vollbremsung erspart dem blöden Vogel ein Schicksal als Kühlerfigur. So von ganz nah – sehr beeindruckend!
Um Invercargill herum gibt es dann richtig Verkehr, hier „tobt der Bär“, das sind wir schon gar nicht mehr gewohnt. Aus dem Fjordland heraus wird das Land erst hügeliger, dann flach. Farmland, Schafweiden. Ständig Namen mit Mc oder Mac, Hinweise nach Balmoral, Braemar, Wallacetown oder Stirling. Culloden Road und Bannockburn. Das ist Schottland gespiegelt mit neuseeländischem Touch. Es sieht zeitweise auch aus wie in den Highlands, von den Nikaupalmen, Cabbage Trees oder dem Flax mal abgesehen. Kein Wunder, dass sich viele schottische Auswanderer hier niedergelassen haben.
Da wir nun schon diese Strecke gewählt haben machen wir auch noch den Abstecher nach Bluff, dem südlichsten Punkt Neuseelands (ja klar, von den Inseln mal abgesehen). Jetzt haben wir die ganze Route von Cape Reinga bis Bluff geschafft! Stewart Island sparen wir uns aber für den nächsten Urlaub. Im „Drunken Sailor“ in Stirling, direkt am südlichsten Wegweiser gelegen, kann man sehr gut zu Mittag essen.
Hinter der „Metropolregion“ Invercargill wird es dann wieder ruhiger. Und spätestens in den Catlins kommt es uns vor, als seien wir allein unterwegs. Jeder entgegenkommende Wagen wird als Ereignis gewertet, sind es gleich zwei oder drei, gilt das schon als „rush hour“. Die Catlins fangen relativ flach an, gehen dann aber bald in sanftes Hügelland über und im Zentrum geht die Straße dann wieder so richtig schön steil rauf und runter. Natürlich erwische ich diese Strecke als Fahrer.
In Okawa gibt es einen kleinen Supermarkt, indem wir unseren Vorrat an Grundnahrungsmitteln ergänzen können. Welch Wunder: Wir ergattern ein „richtiges“ Brot! Anschließend geht es dann weiter nach Kaka Point. Die neue Unterkunft gilt als „luxury accomodation“, aber man gönnt sich ja sonst nichts! Zum 50. Geburtstag darf es dann auch schon mal etwas exklusiver sein. Leider merken wir bei der Ankunft, dass wir nach dem letzten Tanken vergessen hatten, den Tankdeckel wieder aufzuschrauben. Au weia, der ist jetzt weg.