Port Arthur

07.01.2011
Heute tauchen wir ein in die Anfänge der Besiedelung Tasmaniens durch den weißen Mann. Die Angewohnheit, unliebsame straffällig gewordene Mitmenschen ans andere Ende der Welt abzuschieben wurde hier auf die Spitze getrieben. Wer sich in New South Wales immer noch ungebührlich benahm bekam eine weitere Seereise spendiert, diesmal aber in der Regel ohne Wiederkehr.

Auf einer Halbinsel südlich von Hobart kann man heute die Ruinen der Strafanstalt Port Arthur besichtigen. Was muss das für ein erbärmliches Leben gewesen sein, völlig unabhängig davon, ob man als Häftling oder als Wärter hier sein Dasein fristen musste. Fluchtversuche kamen vor, waren aber von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Die Landenge zur Halbinsel war gut bewacht. Wer es tatsächlich an den Wachen vorbeischaffte stand dem undurchdringlichen Regenwald gegenüber. „Horizontal“, genannte, tatsächlich horizontal wachsende Bäume machen das Durchkommen unmöglich. Ich schätze, wer wirklich fliehen konnte ist dann schlicht und einfach verhungert.

Heutzutage kann man zum Glück frei in der Sonne über das Gelände schlendern. Die zu Ruinen verfallenen Gebäude wurden teilweise restauriert, andere, z. B. das komplett eingerichtete Wohnhaus des Pfarrers, stehen noch immer so da, als würde er jeden Moment zurückkommen. Der Blick in die Zellen ist unheimlich, auch die Atmosphäre in den Wohnhäusern empfinde ich als bedrückend. Ich bin froh, als die Bootstour zu einem Ausflug über die Bucht losgeht, um die Friedhofsinsel herum. Hier weht uns wenigstens wieder frischer Wind um die Nase.