Wieder nach Norden

Die ruhigen Tage an der Ostküste sind vorbei – auf in den Endspurt. Heute geht es in das Innere der Südinsel. Wir wollen uns noch einmal die Südalpen aus dieser Perspektive anschauen und haben uns dafür in Fairlie für eine Nacht eingemietet. Nach längeren Diskussionen um die Fahrtroute – entweder noch vor Dunedin Richtung Westen auf der SH8 oder die Strecke an der Küste entlang – entscheiden wir uns für einen Kompromiss. Wir halten uns zunächst bis Oamaru an die SH1 Küstenstraße und biegen danach links Richtung Omarama auf die SH83 ab. Ist zwar ein Umweg, lohnt sich aber.

Zeitlich passend für eine Pause ist ein Fotostopp an den Moeraki Boulders. Klar: Man kann natürlich argumentieren, das sind ja bloß ein paar Felsen, die im Wasser liegen, aber es sind halt ganz besondere, und eigentlich auch gar nicht Felsen, sondern Konkretionen (Definition dazu gibt es in Wikipedia). Uns gefällt die Maorierklärung besser. Jedenfalls haben wir viel Spaß dort am Strand, teilweise wegen der vielen Besucher, die versuchen, für ein tolles Fotomotiv auf die Kugeln zu klettern und sich dabei manchmal furchtbar blamieren oder von einer Welle überrascht werden, teilweise, weil wir das auch so machen. Aber was stören schon nasse Hosenbeine bei knapp 30°?

Oamaru gefällt uns, hier gibt es ein richtig schön erhaltenes, viktorianisches Viertel. Diesmal fahren wir leider nur durch, für die nächste Neuseelandtour haben wir den Ort für einen längeren Aufenthalt fest mit eingeplant.

Wir verabschieden uns von der Ostküste und fahren den Waitakiriver entlang nach Westen. Einen kurzen Zwischenstopp legen wir ein beim Takiroa Maori Rock Art. Ehrlich gesagt beeindrucken uns hier weniger die Maori Felsenzeichnungen als die Klippenformationen an sich. Außer uns hält niemand.

Die Landschaft wird schnell wieder hügeliger. Der Waitaki bildet letztlich den Abfluss u. a. für die Gletscherseen Lake Tekapo und Lake Pukaki, an seinem Oberlauf liegen die Seen Benmore, Aviemore und Waitaki. Der Fluss wird durch mehrere Dämme gestaut. Wir halten immer wieder an, können uns kaum satt sehen an der wunderschönen Landschaft. Ortschaften gibt es keine nennenswerten größeren. In Omarama machen wir dann Halt für einen Mittagssnack (die Betonung liegt nicht auf der ersten und der dritten Silbe, sondern auf der zweiten: omArama, sonst klingt es doch sehr deutsch).

Ab hier ist Mittelerde. Laut Karte sind in der Nähe viele Filmszenen von LOTR entstanden. Wegweiser führen keine dorthin, das würde vermutlich den auf Führungen spezialisierten Unternehmen das Geschäft verderben. Egal, hier ist eigentlich irgendwie überall Rohan. Ich muss gar nicht auf den Meter genau dort stehen, wo Peter Jackson gefilmt hat. Hinter jeder Biegung könnten unvermittelt die Reiter hervorpreschen.

Dann sind wir plötzlich im Gebiet der Gletscherseen. Was für Farben! Das Wasser ist quietschfarben türkis. Gernot ist überzeugt, die Tourismusbehörde hat mit Lebensmittelfarbe nachgeholfen, das kann doch nicht echt sein! Ist es aber: Die Farbe kommt von den durch die Gletscher winzig klein geschliffenen Steinen und Mineralien. In den Seen spiegeln sich erhaben die Gipfel der Südalpen, von Schnee bedeckt. Soviel Schönheit auf einmal ist schwer zu fassen, wir würden am liebsten gar nicht mehr weiterfahren. Am Lake Tekapo machen wir einen Halt. Ich muss unbedingt einmal ins Wasser steigen. Mann, ist das kalt!

Am Ende der heutigen Tagesetappe steht ein Motel in Fairlie, ein halbe Stunde entfernt. Wir freuen uns auf den Rundflug morgen.

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