Montag – St. Davids und Solva

Was in Neuseeland die Tuis sind hier die Ringeltauben. Das penetrante Gegurre weckt uns schon früh am Morgen. Ist das schön, dass wir Urlaub haben! Wir drehen uns einfach nochmal um und schlafen weiter. Mit der Reise nach Wales haben wir sozusagen wieder auf Winterzeit umgestellt, sind jetzt eine Stunde zurück. Daran haben wir uns aber sofort gewöhnt, von Jetlag keine Spur.

In der Nacht hat es geregnet, jetzt kommt die Sonne wieder durch die Wolken. Draußen ist es wärmer als in unserem Cottage. Heute machen wir auf Kultur, wir wollen uns in St. Davids die Kathedrale und den Bischofspalast anschauen und dann noch einen Abstecher nach Solva zu einer Wollmühle machen. Der Trip nach St. Davids ist auch mit der Hoffnung verbunden, dort einen Geldautomaten zu finden, der unsere Scheckkarten akzeptiert.

Die Fahrt in die kleinste Kathedralenstadt des Königreichs lohnt sich in mehrfacher Hinsicht. Der Bischofspalast ist zwar nur noch eine Ruine, es steht aber noch genug, um einen guten Eindruck vom ursprünglichen Prunk zu vermitteln. Wir mühen uns vorsichtig die unglaublich schmale Wendeltreppe bis auf den höchsten Turm hinauf, mit einer spektakulären Aussicht über das ganze Gelände und hinüber zur Kathedrale. Ich bedauere noch im Nachhinein die bemitleidenswerten Bediensteten, die sich hier den ganzen Tag über treppauf, treppab quälen mussten.

Das zweite Erfolgserlebnis haben wir beim anschließenden Bummel durch den kleinen Ort. Der Automat der Lloyds Bank hat absolut keine Probleme damit, unsere Scheckkarten zu akzeptieren – endlich Bargeld, von dem wir auch gleich etwas in leckere Eiscreme umsetzen.

Zu guter Letzt dann der Besuch in der Kathedrale. Auch, wenn man meint, schon genügend andere große Gotteshäuser gesehen zu haben – ich empfehle, unbedingt die zwei Pfund Gebühr für ein Fotografierrecht zu investieren. Allein die Decke! Durch u. a. ein Erdbeben hat sich der Boden abgesenkt, man geht von einem Ende der Kathedrale zum anderen bergauf. Die Statik erlaubt keine Steindecke, also wurde eine Holzdecke aus irischer Eiche eingezogen, in wunderschönen Farben und mit kunstvollen Schnitzereien verziert. Immer noch geht es weiter durch eine andere Tür, hinter jedem Durchgang warten neue Fotomotive. Das zentrale Prunkstück ist sicher das Grabmal von St. David, erst 2012 erneuert und auf Hochglanz gebracht. Ich kann jetzt verstehen, wieso dieser Ort ein beliebtes Ziel für Pilger war und wohl auch immer noch ist.

Am späten Nachmittag machen wir dann noch einen Abstecher zur Wollmühle in Solva. Wollverarbeitung war mal neben dem Bergbau einer der größten Erwerbszweige Wales, von den vielen Wollmühlen sind aber nur noch wenige übrig geblieben, das ist alles in große Fabriken übergegangen. In der Solva Woolen Mill gibt es ein nettes Cafė und natürlich auch einen kleinen Verkaufsbereich für die eigenen Produkte. Die Mühle produziert hauptsächlich Teppiche, auch Tischläufer und Kissenhüllen sind im Angebot. Wunderschöne Sachen, die leider so gar nicht zu meiner Einrichtung passen.

Zurück im Cottage machen wir es uns wieder im Wintergarten gemütlich. Wo uns gestern Morgen noch die alte Katze begrüßt hat schauen heute zwei Hühner neugierig durch die offene Tür. Das Leben auf dem Lande!