Laut Wettervorhersage für Scarborough hat der Nebel die Gegend heute den ganzen Tag fest im Griff. Tja, hier scheint frühmorgens schon wieder die Sonne durchs Fenster. Naja, Scarborough liegt sechs Meilen weg von hier an der Küste – aber macht das wirklich so viel aus? In der Tat, das tut es. Wir wollen zum Abschluss unserer Zeit hier noch einmal nach Whitby, uns den Ort anschauen. Auf Höhe von Robin Hood’s Bay stecken wir schon wieder tief in der Nebelsuppe, die weißen Schwaden ziehen vom Meer her die Klippen hoch – „The Fog“ lässt grüßen.
Gernot hat mich überredet, den Wagen wieder am Parkplatz des Abbys abzustellen und dann die berühmte Treppe mit den 199 Stufen hinunterzusteigen. Das erspart uns die nervige Parkplatzsuche in der Stadt und die Treppen enden auch mitten in der Altstadt mit den ganzen schmalen Gässchen. Und was sind schon 199 Stufen?! Ha, runter schaffe ich die in einem Rutsch (im übertragenen Sinne). Ich zähle mit und komme auf 196, wird also allgemein etwas übertrieben.
Whitby hat eine andere Atmosphäre als Scarborough, hier merkt man deutlich noch das alte Fischerstädtchen. Nur direkt am Pier haben sich auch hier die Spielhallen breitgemacht. Wir schlendern durch die alten, engen Gassen, Gernot fotografiert, ich konzentriere mich mehr auf die Schaufenster. Auffallend viele der kleinen Läden bedienen die „Dracula-Schiene“, die Entstehung des Romans steht in direkter Verbindung mit Whitby, es gibt sogar ein Dracula-Museum in der Stadt. Die passende Kundschaft dafür mischt sich mit Antiquitätensuchern, Schulklassen und Normaltouristen, ein buntes Publikum.
Bevor wir auf der anderen Seite des Flusses wieder hinaufsteigen zum Denkmal von Captain Cook lade ich Gernot in das Fischrestaurant an, in dem ich schon als Kind mit meinen Eltern bei meinem ersten Yorkshiretrip eingekehrt bin, das gibt es immer noch. Wo der Nebel den Fotos aus den alten Straßen eine eigene Atmosphäre verleiht (da kann man Bram Stoker schon verstehen) verhindert er leider gelungene Schnappschüsse vom Heldendenkmal. Macht aber nix, ist sowieso total … den Möwen ist das doch egal!
Ein letztes Mal wieder hinunter in den Ort und dann die lange Treppe zurück zum Abby in Angriff genommen. Die Stufen sind zum Glück recht flach und so ausgetreten, dass meine Kniee ganz gut durchhalten, ich muss nur zweimal eine kurze Verschnaufpause einlegen. Harwood Dale liegt immer noch von der Sonne beschienen, komisches Wetter ist das hier.
Morgen brechen wir unsere Zelte im Curly Tail Cottage wieder ab, bedeutet wie immer am letzten Tag: Vorräte verbrauchen. Kommt alles rein in die Nudeln, was noch da ist – Schinken, Zwiebeln, Pilze, Tomaten, Schmelzkäse, Eier…